Max Pain und Gamma Exposure im Optionshandel
Max Pain und Gamma Exposure im Optionshandel
Der Optionshandel ist ein komplexes Feld, in dem eine Vielzahl von Faktoren zusammenwirken, um die Preisbewegungen eines Basiswerts zu beeinflussen. Zwei der einflussreichsten Konzepte in diesem Bereich sind Max Pain und Gamma Exposure. In diesem Artikel beleuchten wir diese Begriffe detailliert, wie sie sich auf die Marktvolatilität auswirken und welche Erkenntnisse wir aus ihren Wechselwirkungen gewinnen können.
1. Max Pain: Der Punkt maximalen Schmerzes
Definition und Bedeutung
Max Pain beschreibt den Preis des Basiswerts, bei dem die Verluste der Optionsinhaber (Käufer von Calls und Puts) am größten sind. Dieser Preis wird durch die kumulierten Verluste für Calls und Puts bei Verfall berechnet und basiert auf der Annahme, dass Market Maker und institutionelle Händler den Preis möglicherweise in die Nähe dieses Levels steuern, um ihre eigenen Auszahlungen zu minimieren.
Berechnung von Max Pain
Erfasse alle relevanten Strike-Preise und die Open Interest (OI)-Werte für Calls und Puts.
Berechne die potenziellen Verluste für jede Option:
Calls: Verlust(Call) = OI(Call) × max(0, Strike - Spotpreis)
Puts: Verlust(Put) = OI(Put) × max(0, Spotpreis - Strike)
Summiere die Verluste für jede Strike-Preis-Ebene (Calls + Puts).
Der Strike-Preis mit den geringsten kumulierten Verlusten ist der Max-Pain-Preis.
Beispielberechnung
Spotpreis: $230
Strike-Preise: 225, 230, 235
Open Interest (OI):
Calls: 1.000, 2.000, 1.500
Puts: 1.500, 1.000, 2.000
Berechnung:
Bei Strike 230:
Calls: 0 Verlust (Spot = Strike)
Puts: 0 Verlust (Spot = Strike)
Gesamtverlust: 0
Hier liegt der Max-Pain-Preis bei $230, da die Verluste für Market Maker an diesem Punkt am geringsten sind.
Praktische Relevanz
Unterstützungs- und Widerstandsniveaus: Der Max-Pain-Preis dient oft als psychologische Marke, um den Basiswert nahe diesem Preis zu stabilisieren.
Strategische Planung: Trader nutzen Max Pain, um Verfallstendenzen zu antizipieren und ihre Positionen entsprechend auszurichten.
2. Gamma Exposure: Hebelwirkung auf die Volatilität
Definition und Bedeutung
Gamma Exposure (GEX) misst die aggregierte Gamma-Position aller offenen Optionen für einen bestimmten Basiswert. Gamma, die zweite Ableitung des Optionspreises in Bezug auf den Kurs des Basiswerts, zeigt, wie stark sich Delta ändert, wenn sich der Basiswert bewegt.
Berechnung von Gamma Exposure
Die Berechnung erfolgt wie folgt:
Berechne Gamma für jede Option (z. B. mit der Black-Scholes-Formel):
Multipliziere Gamma mit:
Open Interest
Kontraktgröße (z. B. 100 Aktien pro Option)
Spotpreis des Basiswerts
Summiere Gamma Exposure für alle relevanten Strikes:
Positive Gamma für Calls
Negative Gamma für Puts
Einfluss auf die Volatilität
Positive Gamma: Market Maker dampfen Volatilität, indem sie:
Kaufen, wenn der Preis fällt.
Verkaufen, wenn der Preis steigt.
Negative Gamma: Market Maker verstärken Volatilität, indem sie:
Verkaufen, wenn der Preis fällt.
Kaufen, wenn der Preis steigt.
Gamma Reversals
Ein Gamma Reversal tritt auf, wenn die Gamma Exposure des Marktes von positiv zu negativ wechselt oder umgekehrt. Diese Umschwünge können starke Änderungen in der Marktvolatilität auslösen:
Positive zu Negative Gamma: Volatilität steigt, Kursbewegungen werden verstärkt.
Negative zu Positive Gamma: Volatilität sinkt, Preisbewegungen werden stabilisiert.
Beispiel: Gamma Exposure und Max Pain
Basierend auf vorherigen Berechnungen:
Höchste Gamma Exposure: $232.5 mit 36,176,239 (positiv).
Max-Pain-Preis: $230.
Die Interaktion zeigt, dass Gamma Exposure und Max Pain eng verbunden sein können. Höhepunkte der Gamma Exposure können als Widerstands- oder Unterstützungszonen wirken, während der Max-Pain-Preis eine Zone mit geringster Optionsaktivierung darstellt.
Schlussfolgerung
Max Pain und Gamma Exposure sind zentrale Konzepte für das Verständnis von Preisbewegungen im Optionshandel. Während Max Pain den Preis identifiziert, der die Verluste der Optionsinhaber maximiert, zeigt Gamma Exposure, wie stark Market Maker die Volatilität beeinflussen. Ihre Wechselwirkungen können entscheidende Hinweise auf Marktverhalten und Volatilität liefern. Trader, die diese Konzepte beherrschen, sind besser gerüstet, um strategische Entscheidungen zu treffen.
Der Optionstrader
Ihr Partner für fortgeschrittene Handelsstrategien.
Martin Hlouschek
martin@der-optionstrader.com
© 2024. All rights reserved.